Leipziger Notenspur Leipziger Notenspur Leipziger Notenspur

Rückenwind für Verbindung von Musik und bildender Kunst auf der Leipziger Notenspur

Beethoven-Klinger-Werkstatt im Museum der bildenden Künste mit klarem Votum

Die Teilnehmer einer Werkstatt am Sonnabend, 21. November, im Museum der bildenden Künste Leipzig (MdbK) haben sich mit klarer Mehrheit dafür ausgesprochen, den Beethoven-Klinger-Saal zum zentralen Erinnerungsort für die engen Beziehungen Beethovens zu Leipzig zu entwickeln und dort regelmäßig Beethovens Musik erklingen zu lassen.

Die historischen Gebäude der Leipziger Musikverlage, in denen Beethoven wichtige Werke verlegt hat, sind ebenso nicht mehr erhalten wie die Leipziger Uraufführungsstätten. Die Leipziger Notenspur-Initiative hatte deshalb am Sonnabend zu einer Werkstatt ins Leipziger Museum der bildenden Künste eingeladen.

Durch die Leipziger Notenspur wird die herausragende Leipziger Musiktradition mit ihren Erinnerungsorten verbunden und im Stadtraum erlebbar gemacht. Bei der Werkstatt in Kooperation mit dem MdbK, der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ (HMT) und Gewandhausmusikern wurden die Besucher gebeten, zwei Fragen zu beantworten: Vertieft die Musik Beethovens im Beethoven-Klinger-Raum den künstlerischen Eindruck? Welche Musik passt am besten zur Skulptur von Max Klinger und zur besonderen, durch einen hohen Nachhall geprägten Raumakustik?

Die Werkstatt mündete in ein klares Votum: Mehr als 90% der Teilnehmer sprechen sich in der Besucherumfrage dafür aus, an diesem Erinnerungsort regelmäßig Musik von Beethoven erklingen zu lassen.

Auch für die zweite Frage hat die Besucherumfrage wichtige Ergebnisse zu Tage gefördert.

Livemusik ist in ihrer Wirkung zwar nicht zu ersetzen, wie Musiker der HMT mit Beethovens Bläsersextett op.71 deutlich machten. Aber auch Musik von der Tonanlage erschließt vertiefende Eindrücke, wie sie allein durch Erläuterungen zu Beethoven und seiner Musik nicht möglich sind.

Den Werkstattteilnehmern wurde ein breiter Fächer von Musikstücken Beethovens angeboten. Das aussagekräftige Material aus der Umfrage unter den potenziellen Nutzern gibt in eine klare Richtung für die Musikauswahl an: Besonders geeignet sind Stücke mit getragenen Tempi ohne starke Lautstärkekontraste. Unter diesem Blickwinkel wird eine ganze Palette von Musik unterschiedlichen Charakters als besonders geeignet angesehen: von feierlich über andächtig bis zu klagend und zerrissen, von sinfonischer Musik bis zu Kammermusik. Favorit ist der 2. Satz des 5. Klavierkonzertes, das 1811 im Leipziger Gewandhaus uraufgeführt wurde. Danach folgen dicht aufeinander in der „Spitzengruppe“ die langsamen Sätze aus dem Streichquartett op.131, aus der 7. Sinfonie und dem sog. Geistertrio op.70.

Diese Stücke passen zum einen sehr gut zur Raumakustik mit ihrem großen Nachhall und erhalten durch die beinahe sakrale Klangatmosphäre eine geheimnisvolle Note.

Zum anderen betrachten sie Beethoven nicht nur aus dem Blickwinkel Klingers, sondern eröffnen durch die Musik eine andere Sicht auf Beethoven. Sie ermöglichen durch den spannenden musikalischen Kontrapunkt ein vertieftes Gespräch zu und mit Beethoven.

Interessant für das Museum ist auch das folgende Ergebnis der Umfrage: An der Werkstatt nahmen nicht hauptsächlich Musikinteressierte teil. Die Mehrheit gab an, nur durchschnittlich an klassischer Musik interessiert zu sein und ein mindestens ebenso starkes Interesse für bildende Kunst zu hegen. Durch die von den Werkstattteilnehmern gewünschte Verbindung von bildender Kunst und Musik lassen sich neue Zielgruppen ansprechen. Sehr gut geeignet wäre diese Musik-Kunst-Inszenierung zu regelmäßigen Zeiten auch für Reisegruppen oder Stadtführungen und damit für ein Besuchersegment, das bisher kaum vom MdbK erreicht wird. Selbstverständlich steigt auch die Attraktivität für die vielen Touristen, die Leipzig wegen seiner herausragenden Musiktradition besuchen und die Musikstadt auf der Notenspur erkunden werden.

Da die Notenspur-Initiative bestrebt ist ihre Angebote familienfreundlich zu gestalten, wurde am Vormittag eine Beethoven-Kinderwerkstatt durchgeführt. Auch hier ist der Grundtenor einhellig positiv. Gelobt wird die Möglichkeit, sich mit „Blick“ auf Beethovens Musik und Klingers Skulptur selbst ausdrücken zu können in Gestik, Klängen und Malerei. Allen Bedenken zum Trotz sind Kinder nicht überfordert mit Beethovens Krankheit und Verzweiflung. Um so mitfühlender nehmen sie Anteil daran, wie er durch seine Musik spricht und als fast tauber Mensch in seine Empfindungen auf dem Land und in der Natur blicken lässt (6. Sinfonie, „Pastorale“). „So etwas sollte an diesem Ort mit Regelmäßigkeit gemacht werden, um Kindern (und Erwachsenen!) Musik nahe zu bringen.“ „Wie wäre es mit Musikunterricht zu Beethoven an diesem besonderen Ort?“ – so zwei Meinungen aus der Besucherumfrage.