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Station 04 - Ehemalige Musikbibliothek Peters

Die Musikbibliothek Peters wurde von Max Abraham gegründet, dem Inhaber des Musikverlags C.F. Peters. Eröffnet wurde sie Anfang 1894 in der Königstraße 26 (heute Goldschmidtstraße), und zwar als die weltweit erste öffentliche Fachbibliothek ihrer Art. Noch dazu durfte sie – ebenfalls weltweit erstmalig – auch von Frauen benutzt werden. (Apropos: Die oberen Etagen des Hauses stellte Max Abraham mietfrei dem Frauen-Gewerbeverein zur Verfügung.)

Abraham verfügte testamentarisch, dass er die Bibliothek als Stiftung zugunsten der Stadt Leipzig verstanden wissen wollte. Das wurde von seinem Neffen und Nachfolger Henri Hinrichsen anerkannt und von der Stadt angenommen.

Nach der "Kristallnacht" 1938 erhielt Hinrichsen als Jude Berufsverbot; es folgten Zwangsverkauf und "Arisierung" des Verlags. Henri Hinrichsen und zwei seiner Söhne wurden in den Konzentrationslagern der Nazis umgebracht.

Nach dem Zusammenbruch Nazi-Deutschlands kam Hinrichsens Sohn Walter, inzwischen amerikanischer Staatsbürger, wieder nach Deutschland und erhielt den Verlag wie auch die Peters-Bibliothek zurück. In der Folgezeit ließ er zahlreiche Objekte aus Verlag und Bibliothek ins Ausland und in die amerikanisch besetzte Zone Deutschlands bringen. 1950 gründete er zusammen mit seinem Bruder Max in Frankfurt am Main die Edition Peters GmbH.

Inzwischen war der Leipziger Verlag zum Volkseigenen Betrieb erklärt worden. Die neue Leitung bot die Peters-Bibliothek der Stadt an. So kam es 1954 zur Vereinigung mit bereits bestehenden stadteigenen Musiksammlungen in der Städtischen Musikbibliothek.

Nach mehreren Umstrukturierungen ist die Musikbibliothek heute eine Abteilung der Stadtbibliothek. Einem 1990 von der Witwe Walter Hinrichsens gestelltem Antrag auf Rückgabe von Peters-Verlag und -Bibliothek wurde stattgegeben und für Letztere 1998 ein unbefristeter Dauerleih- und Verwahrungsvertrag abgeschlossen, der den Verbleib in Leipzig sichern sollte. Doch 2004 wurde der Vertrag gekündigt. Anfang 2013 konnten langjährige Verhandlungen (seit 2005) zum Ankauf erfolgreich abgeschlossen werden und die Musikbibliothek Peters wurde am 28. Juni 2013 der Öffentlichkeit in der sanierten Leipziger Stadtbibliothek neu übergeben (s. Notenbogen-Station 12).

Besonders wertvoll sind die rund 500 Autographe der Peters-Bibliothek, unter denen sich Handschriften befinden von Bach, Haydn, Mendelssohn, Schumann, Brahms und Grieg.

Die Notenspur-Station "Musikbibliothek Peters" will zugleich an den Rang Leipzigs als Stadt historisch bedeutsamer Bibliotheken und Musiksammlungen erinnern. Zu nennen sind vor allem die auf das Jahr 1543 zurückgehende Universitätsbibliothek, die 1677 gestiftete Stadtbibliothek und die 1912 gegründete Deutsche Bücherei, die heute zur Deutschen Nationalbibliothek gehört und seit 2010 auch das Deutsche Musikarchiv beherbergt.

Ehemalige Musikbibliothek Peters, Goldschmidtstr. 26, 04103 Leipzig
Foto: Das Haus Königstraße 26 im Jahr 1893

Internet: Universitätsbibliothek Leipzig | Stadtbibliothek Leipzig | Deutsche Nationalbibliothek