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Die Liste der Komponisten wird laufend ergänzt und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Edvard Grieg (15.06.1843–04.09.1907)

Edvard Hagerup Grieg war ein norwegischer Pianist und Komponist. Er studierte von 1858 bis 1862 am Leipziger Konservatorium.

  1. Lebensstationen
  2. Privates
  3. Verbindung zu Leipzig
  4. Rezeption
  5. Werke
  6. Quellen und Links

1. Lebensstationen

Geboren wurde Edvard Hagerup Grieg am 15. Juni 1843 in Bergen. Sein Vater, Alexander, war ein wohlhabender Kaufmann und britischer Konsul, dessen Vorfahren im 18. Jahrhundert aus Schottland nach Norwegen ausgewandert waren – damals noch unter dem Namen Greig. Von der Mutter, Gesine geb. Hagerup, der angesehensten Klavierlehrerin der Stadt, erhielt der junge Edvard schon früh seinen ersten Musikunterricht. Im Alter von 15 Jahren ging er nach Leipzig, um am dortigen Konservatorium Klavier und Komposition zu studieren. Nach Abschluss des Studiums 1862 vervollkommnete Grieg seine Ausbildung beim ehemaligen Gewandhauskapellmeister Niels W. Gade in Kopenhagen. Anschließend kehrte er in seine Heimat zurück und leitete eine Musik-Akademie in Christiania. 1869/70 ermöglichte ihm ein Künstlerstipendium ausgedehnte Auslandsreisen, die ihn u.a. nach Rom führten, damals ein kultureller Hotspot für viele seiner Landsleute. 1871 gründete er, zurück in Christiania, gemeinsam mit Johan Svendsen den Musikverein („Musikforening“), den Vorläufer des heutigen Philharmonischen Orchesters Oslo. Seit 1874 lebte er finanziert vom Künstlersold des norwegischen Staates als freischaffender Komponist in Christiania, Bergen und Lofthus am Hardangerfjord, wo er sich eine Künstlerresidenz eingerichtet hatte. Von 1880 bis 1882 war er Leiter des Bergener Orchesters Harmonien. 1885 bezogen er und seine Frau Nina die Villa Troldhaugen nahe der Stadt Bergen, die heute als Teil des norwegischen Edvard-Grieg-Museums besichtigt werden kann. In den folgenden Jahren war Grieg oft auf Konzertreisen, häufig in Begleitung seiner Frau, die eine hervorragende Sopranistin war. Am 4. September 1907 starb Edvard Grieg in seiner Heimatstadt Bergen. Seine Urne wurde in einer Grotte nahe der Villa Troldhaugen beigesetzt. Dem Trauerzug schlossen sich mehr als 10.000 Menschenan.

2. Privates

Edvard Grieg war seit 1867 mit der Sängerin Nina Hagerup, einer Cousine mütterlicherseits, verheiratet. Ihr einziges gemeinsames Kind, Alexandra (*1868), verstarb mit nur 13 Monaten. Das Ehepaar verband die Leidenschaft für die Musik. So sollen sich Edvard und Nina 1864 über dem vierhändigen Spiel von Schumanns Frühlingssinfonie verlobt haben. Insbesondere aber trat Nina als Interpretin der Lieder ihres Mannes in Erscheinung. Von Grieg ist überliefert, dass er in ihrer Stimme die ideale Besetzung für seine zahlreichen und oft unterschätzten Lieder sah. Konzertreisen bestritten sie darum nicht selten gemeinsam.

Zeitlebens plagte Grieg eine erhebliche Einschränkung seiner Lungenfunktion. Schon während seiner Studienzeit in Leipzig erkrankte er schwer an Tuberkulose, sodass er sich für ein halbes Jahr in der Heimat kurieren musste. Ausdauerprobleme und Atembeschwerden in den Berghöhen waren die Folge. So erklärt sich auch seine typisch stützende Geste mit dem Griff ans Revers, die seine zusammengesunkene Körperhaltung verbergen sollte.

3. Verbindung zu Leipzig

Studienzeit

Dass der Norweger Grieg Mitte des 19. Jahrhunderts Leipzig als Studienort wählte, ist weder Ausnahme noch Zufall. 1843 hatte Felix Mendelssohn Bartholdy hier das Konservatorium der Musik gegründet, das sehr schnell größte Anziehungskraft auf Musiktalente in der ganzen Welt entfaltete. Besonders aus Skandinavien zog es sehr viele Nachwuchsmusiker in die Messestadt. Während seiner Studienzeit wohnte Grieg zur Untermiete in der heutigen Dresdner Straße, etwas außerhalb vom Stadtzentrum. Mit der Immatrikulation am Konservatorium genoss er die Vorteile eines jeden Studenten, eingeschlossen vergünstigte Konzert- und Probenbesuche im Gewandhaus. So erlebte Grieg etwa Clara Schumann, wie sie das Klavierkonzert ihres verstorbenen Mannes spielte. Auch Wagners Tannhäuser besuchte Grieg bis zu 14 Mal und studierte die Partitur gründlich. Zur Abschlussprüfung, die 1862 im Gewandhaus stattfand, präsentierte der junge Komponist vier eigene Klavierstücke, die anschließend als sein op. 1 beim Musikverlag C. F. Peters erschienen. Damit gelang Grieg auch der Einstieg ins internationale Verlagsnetzwerk, das für die Verbreitung seiner Musik von entscheidender Bedeutung sein sollte.

Musikverlag C. F. Peters

Nachdem Grieg nach seinem Studium Leipzig zunächst den Rücken gekehrt hatte, intensivierte sich im Laufe der Zeit der Kontakt zum Musikverlag C. F. Peters. Einige Kompositionen des Norwegers erschienen hier und die Korrespondenz zwischen Verlagsleiter Max Abraham und Grieg verdichtete sich seit Beginn der 1870er Jahre. 1875 zog der Verlag aus den Räumen im heutigen Mendelssohn-Haus in sein neues Domizil in der Talstraße 10, der heutigen Grieg-Begegnungsstätte. Der Erfolg des Musikalienhandels machte die Errichtung eines eigenen Gebäudes mit Produktion, Vertrieb und Lager nötig. Auch Abraham selbst bezog hier Quartier. Die Beletage diente dabei als Empfangsbereich. Grieg war ein gern gesehener Gast. Seine Werke fanden großen Absatz und auch menschlich standen Verleger und Komponist sich nahe. Aus dem anfänglichen Geschäftsverhältnis wurde eine lebenslange Freundschaft. Auch nachdem Abrahams Neffe, Henri Hinrichsen, 1900 das Unternehmen übernommen hatte, bestand der enge Kontakt weiter. Jedes Mal, wenn Grieg in Leipzig war, fand er im Gästeraum des Verlages im Dachgeschoss eine Unterkunft. So kam es, dass der Norweger teilweise bis zu mehreren Monaten in der Messestadt verweilte. Bei einem dieser Aufenthalte arrangierte er auch die erste der Orchestersuiten aus der Schauspielmusik zu Peer Gynt. 1889 wurde die gedeihliche Zusammenarbeit zwischen Grieg und dem Peters-Verlag durch einen Exklusivvertrag gekrönt, der dem Komponisten eine jährliche Pension und dem Verlag im Gegenzug das Vorkaufsrecht aller Griegschen Werke zusicherte. Noch kurz vor seinem Tod reiste der Norweger nach Leipzig und spielte hier u. a. einige Lyrische Stücke auf einem mechanischen Aufnahmeklavier der Firma Ludwig Hupfeld ein.

Netzwerk

Grieg war in Leipzig bestens vernetzt und unterhielt zahlreiche freundschaftliche Verbindungen u. a. zu dem Komponisten Heinrich von Herzogenberg und dem Violinisten Adolf Brodsky. Letzterer lud Nina und Edvard am Neujahrstag 1888 zu einem Dinner ein, an dem auch Johannes Brahms und Peter Tschaikowski teilnahmen.

Seine internationale Berühmtheit nutzte Grieg aber auch, um aufstrebende Nachwuchskomponisten zu fördern. Mit den Komponistenkollegen Johan Halvorsen, Christian Sinding und Frederik Delius bildete er eine feste Kartenrunde, was während eines geselligen Beisammenseins am Heiligabend 1887 fotografisch festgehalten wurde.

4. Rezeption

Zeit seines Lebens war Grieg ein unter Kollegen geschätzter und beim Publikum überaus beliebter Komponist. Anerkennende Worte u.a. für sein 1868 entstandenes weltberühmtes Klavierkonzert erhielt er von Franz Liszt, der sich nachhaltig für die Förderung des damals noch jungen Norwegers einsetzte. Insbesondere mit den Lyrischen Stücken traf er den Geschmack des klavierbegeisterten Bürgertums. In den von 1867 bis 1901 erschienenen 10 Heften verband er auf innovative Weise die emotionale Ausdruckspalette der Romantik mit dem Klangidiom norwegischer Volksmusik. Peters-Ausgaben der Lyrischen Stücke gehörten zum festen Inventar eines jeden musikalische Haushalts des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Auch wenn er von einigen Kritikern für seine „Norwegerei“ gerügt wurde, so machten ihn vor allem diese Stücke zu einem im besten Sinne populären Komponisten. Der Peters-Verlag hisste stets die norwegische Flagge, wenn ein neues Werk von Grieg erschien. In den 1890er Jahren reiste er quer durch Europa und wurde in den Musikmetropolen Paris, London und Wien gefeiert. Die Universitäten Cambridge und Oxford verliehen ihm 1903 die Ehrendoktorwürde.

In der heutigen Zeit sind es vor allem die Orchesterwerke, die nicht zuletzt durch ihre mediale Präsenz in Film, Fernsehen und Werbung Griegs Ruhm begründen. Insbesondere die zwei Peer Gynt-Suiten mit Musik aus Griegs Schauspielmusik zu Henrik Ibsens gleichnamigem Drama sind hier zu nennen. Darin enthalten sind etwa so bekannte Stücke wie Morgenstimmung, In der Halle des Bergkönigs oder Solvejgs Lied. Auch die Holberg-Suite für Streichorchester fällt in diese Kategorie. Das Klavierkonzert a-Moll gehört neben den Gattungsbeiträgen Beethovens, Schumanns und Tschaikowskis zu den meistgespieltesten Klavierkonzerten überhaupt. Und auch wenn die Lyrischen Stücke heute nicht mehr so verbreitet sind wie dereinst im 19. Jahrhundert, so gehören doch einige von ihnen weiterhin zum festen Kern des klassischen Klavierrepertoires – etwa der Hochzeitstag auf Troldhaugen und der Zug der Zwerge. Bei einer Auswertung des Streaming-Dienstes Spotify entfielen auf Grieg im Dezember 2020 monatlich 2,4 Mio. Hörer, womit er unter den meistgestreamten klassischen Komponisten auf einem beachtlichen 9. Platz landete, knapp hinter Johannes Brahms, aber vor Robert Schumann, Antonín Leopold Dvořák oder Peter Tschaikowski.

5. Werke

Orchesterwerke und Bühnenmusik

- 2 Schauspielmusiken (zu Peer Gynt und Sigurd Jorsalfar)

- 2 Peer-Gynt Suiten mit Musik aus der Schauspielmusik

- Olav Tryggvason (Opernfragment, 3 Szenen instrumentiert)

- Holberg-Suite op. 40 (Bearbeitung für Streichorchester)

- Klavierkonzert a-Moll op. 16

- Symphonische Tänze op. 64

Kammer-, Vokal und Klaviermusik

- Streichquartett g-Moll op. 27

- 3 Violinsonaten (Nr. 1 F-Dur op. 8; Nr. 2 G-Dur op. 13; Nr. 13 c-Moll op. 45)

- Cellosonate a-Moll op. 36

- Klaviersonate e-Moll op. 7

- Ballade g-Moll op. 24

- Holberg-Suite op. 40

- 10 Hefte Lyrische Stücke (opp. 12, 38, 43, 47, 54, 57, 62, 65, 68, 71)

- Zahlreiche kleinformatige Klavierstücke, darunter etliche Volksliedbearbeitungen

- Einige Werke für Klavier vierhändig

- ca. 180 Klavierlieder

- Gesänge für Männerchor und gemischten Chor

Hörbeispiele

Noch kurz vor seinem Tod reiste der Norweger nach Leipzig und spielte hier u. a. einige Lyrische Stücke auf einem mechanischen Aufnahmeklavier der Firma Ludwig Hupfeld ein:

https://www.youtube.com/watch?v=uIsb9YitbI0

Norwegische Tänze

https://www.youtube.com/watch?v=Geh_JOVR8ak

Holberg Suite

https://www.youtube.com/watch?v=j1wQ8ZMZq60

Grieg plays "Wedding Day at Troldhaugen" (1906)

www.youtube.com/watch

 

 

6. Quellen und Links

Gedruckt

Benestad, Finn und Schjelderup-Ebbe, Dag: Edvard Grieg. Mensch und Künstler, Leipzig 1993

Brock, Hella und Benestad, Finn (Hrsg.): Edvard Grieg. Briefwechsel mit dem Musikverlag Peters, Frankfurt 1997

Brock, Hella: Edvard Grieg, Mainz 1998

Dinslage, Patrick: Edvard Grieg und seine Zeit, Laaber 2018

Reisaus, Joachim: Edvard Grieg und das Leipziger Konservatorium, Leipzig 2002

Online

www.edvard-grieg.de/edvard-grieg

www.edition-peters.de/griegverleger

de.wikipedia.org/wiki/Edvard_Grieg

Bild

de.wikipedia.org/wiki/Edvard_Grieg