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Die Liste der Komponisten wird laufend ergänzt und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Albert Lortzing (23.10.1801–21.01.1851)

Albert Lortzing war ein Komponist, Dirigent, Schauspieler und Sänger. Er wirkte am Leipziger Stadttheater als Schauspieler und Sänger und bekleidete 1844/45 und 1849/50 das Amt des Kapellmeisters.

  1. Lebensstationen
  2. Privates
  3. Verbindung zu Leipzig
  4. Rezeption
  5. Werke
  6. Quellen und Links

1. Lebensstationen

Gustav Albert Lortzing kam am 23. Oktober 1801 als Sohn des ehemaligen Lederhändlers Johann Gottlieb Lortzing und seiner Frau Charlotte Sophie, geborene Seidel, in Berlin zur Welt. Der junge Albert Lortzing wurde in Berlin von dem Komponisten und Musikpädagogen, sowie auch späteren Direktor der Berliner Sing-Akademie, Carl Friedrich Rungenhagen, unterrichtet. Da das Ledergeschäft der Familie nicht den gewünschten Erfolg mit sich brachte, beschlossen die Lortzings, ihr Hobby – das Schauspiel - zum Beruf zu machen. Sie gaben ihren Laden auf und traten der Theatergesellschaft Urania bei, in der Albert ab 1806 Kinderrollen übernahm. Von Kindesbeinen an reiste er als Schauspielerkind mit seinen Eltern durch viele Provinzen Deutschlands und führte ein unstetes Wanderleben. Um mit seiner Familie zu überleben, arbeitete der junge Lortzing zeitweilig auch als Notenkopist. Er war musikalischer und schauspielerischer Autodidakt, seine Schule war der Theaterbetrieb.

1826 trennte sich Lortzing, mittlerweile verheiratet, von seinen Eltern, um mit seiner Frau am Hoftheater in Detmold zu arbeiten. Das führte ihn auch nach Osnabrück und Münster. Seine Eltern traf er 1833 in Leipzig wieder, wo er mit seiner Familie 12 Jahre blieb und am Stadttheater tätig war. Nachdem er 1844 in Leipzig seines Amtes als Kapellmeister enthoben wurde, reiste er mit seiner Familie nach Wien, wo er am Theater an der Wien zwischen 1845 und 1847 unter dem Direktor Franz Pokorny Kapellmeister war. 1850 verlor er auch hier seine Stellung und reiste nach einem kurzen Aufenthalt in Leipzig in seine Geburtsstadt Berlin zurück. Dort blieb er bis zu seinem Tod am 21. Januar 1851.

2. Privates

Im Ensemble von Josef Derossi, dem sich die Familie 1817 anschloss, lernte Albert Lortzing die junge Schauspielerin Rosina Regina Ahles kennen. Am 30. Januar 1824 heirateten die beiden Schauspieler und bekamen zusammen 11 Kinder, von denen jedoch nur 6 das Erwachsenenalter erreichten. Gemeinsam zog die Familie 1826 nach Detmold. Während dieses Aufenthalts, von 1826 bis 1833, begann Lortzing zu komponieren. Nachdem er 1848 das Amt als Kapellmeister in Leipzig und ebenfalls in Wien verloren hatte, musste er erneut Engagements als Schauspieler und ebenso als Gastdirigent in Gera und Lüneburg antreten, um seine große Familie ernähren zu können.

Hochverschuldet, überarbeitet und schwerkrank verstarb Lortzing in Berlin, dort wurde er auf dem II. Sophien-Friedhof beerdigt. Auf seiner Ehrengrabstelle setzten ihm die Mitglieder des Braunschweiger Herzoglichen Hoftheaters ein Denkmal.

 

3. Verbindung zu Leipzig

Leipziger Schaffen

Am 3. November 1833 trat Gustav Albert Lortzing zum ersten Mal am Leipziger Stadttheater auf. Hier kam es auch zu einem Wiedersehen mit seinen Eltern, die bereits seit 1832 Mitglied des Ensembles von Friedrich Sebald Ringelhardt waren. Im diesem Leipziger Ensemble war Lortzing überaus beliebt, besonders glänzte er mit seinen Rollen als Naturbursche und jugendlicher Liebhaber. Er besaß ein sprudelndes Temperament und Humor auf der Bühne. Seine ersten von ihm komponierten komischen Opern hatten es unter der Leipziger Zensur nicht leicht. Er geriet immer wieder in Konflikt mit der „Theaterpolizei“. Mit der Uraufführung seiner ersten Spieloper Die beiden Schützen am 20. Februar 1837 gelang ihm jedoch der Durchbruch als Opernkomponist. Angespornt von diesem Erfolg komponierte er noch im selben Jahr die Oper Zar und Zimmermann, die am 22. Dezember uraufgeführt wurde. Bereits 3 Jahre nach der Uraufführung wurde die Oper schon auf 18 Bühnen gespielt. Einen vergleichbaren Erfolg erreichte Lortzing mit der am 31. Dezember 1842 ebenfalls in Leipzig uraufgeführten Oper Der Wildschütz.

1844 erhielt er eine Anstellung als Kapellmeister am Stadttheater in Leipzig, wurde jedoch schon 1845 seines Amtes enthoben. Begründet wurde dies mit seiner Krankheit, dem Auftreten rheumatischer Beschwerden. Auch der Protest des Publikums und des Ensembles konnte an seiner Entlassung als Kapellmeister nichts ändern. Bevor er Leipzig verließ, um nach Wien zu reisen, lebte er als Privatier in der Stadt.


Gesellschaftliches Leben

In Leipzig versuchte Lortzing, sich in das gesellschaftliche Leben zu integrieren, und schloss sich dem Geselligkeitsverein Tunnel über der Pleiße an. Jeden Sonnabend trafen sich die Mitglieder des Vereins im Wirtshaus Zum Birnbaum – es lag in der Hainstraße, später in Hôtel de Pologne umbenannt und auf die heutige Größe erweitert – um unter Künstlern, Kaufleuten, Wissenschaftlern und Verlegern über aktuell-politische und künstlerische Fragen zu debattieren. Mitglieder des von dem Komponisten Heinrich Marschner und dem Theaterkritiker Friedrich Gleich gegründeten Vereins waren auch der Verleger Anton Philipp Reclam, der Musikalienhändler und Vater Clara Schumanns, Friedrich Wieck, sowie der Komponist und Chorleiter Carl Friedrich Zöllner. 1834 trat Lortzing der Freimaurerloge Balduin zur Linde bei. Durch die Gesellschaften, denen er sich anschloss, kam er mit vielen Leipziger Persönlichkeiten des Kulturlebens in Kontakt, darunter auch Robert Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy.

 

Leipziger Wohnorte

In seinen 12 Jahren Aufenthalt in Leipzig zog Lortzing mehrmals innerhalb der Stadt um. Sein erster Wohnsitz befand sich von 1833 bis 1838 in der Siedlung Naundörfchen, westlich des alten Stadtkerns von Leipzig. Die Siedlung existiert heute nicht mehr, dafür trägt eine Anliegerstraße im Waldstraßenviertel ihren Namen.

1838 zog er mit seiner Familie in die Frankfurter Straße 28, neben die Große Funkenburg. Diese Bezeichnung gehörte zu mehreren Bauwerken in Leipzig, die allerdings alle zerstört wurden. Die Adresse, unter der Lortzing zu der Zeit lebte, entspricht heute der Jahnallee 6, die das Waldstraßenviertel begrenzt.

Als er 1844 Kapellmeister wurde, verlegte er seinen Wohnsitz hinter die Funkenburg, wo er in einem Gartenhaus mit Anbau lebte. Bereits ein Jahr später ist er jedoch gezwungen, diese Wohnung aufzugeben und nach Wien umzusiedeln. 1849 kam er für kurze Zeit nach Leipzig zurück und lebte in der Tauchaer Straße 2 (heute Rosa-Luxemburg-Straße), bevor er nach Berlin heimkehrte. Leider sind Lortzings Leipziger Wohnhäuser heute nicht mehr erhalten. Nach ihm wurde jedoch eine Straße im Waldstraßenviertel nordwestlich des Zentrums benannt.

 

4. Rezeption

Albert Lortzing gilt als Gründer und Hauptrepräsentant der deutschen Spieloper, einer heiteren Oper in der Nachfolge des Singspiels.

Mit den Theaterrollen als jugendlicher Liebhaber oder Naturbursche, aber auch wegen seiner hohen Gesangsstimmlage als Tenor wurde er schon in jungen Jahren zum Publikumsliebling. Seine Oper Zar und Zimmermann, in der er selbst die Rolle Zar Peters übernahm, machte ihn in ganz Deutschland bekannt. Für seine Werke erhielt er jedoch zur damaligen Zeit von den Theatern für die Aufführungsrechte und die Noten seiner Stücke nur eine einmalige Zahlung. So konnte er von den lang andauernden Erfolgen seiner Stücke finanziell nicht profitieren.

5. Werke

Opern:

1837: Die beiden Schützen, LoWV 35 (Uraufführung am 20. Februar 1837 in Leipzig)
1837: Zar und Zimmermann, LoWV 38 (Uraufführung am 22. Dezember 1837 in Leipzig)
1842: Der Wildschütz, LoWV 58 (Uraufführung am 31. Dezember 1842 in Leipzig)

Singspiele:

1823/4: Ali Pascha von Janina, LoWV 9, (Uraufführung am 1. Februar 1828 in Münster, Erstdruck in Leipzig bei B. Senff)

Außerdem ein Oratorium:

1828: Die Himmelfahrt Jesus Christi, LoWV 15 (Uraufführung am 15. November 1828 in Münster)

Hörbeispiele

Ouvertüre aus Zar und Zimmermann (1837)  www.youtube.com/watch
Roberts Arie aus Ali, Pascha von Janina (1823/24)  www.youtube.com/watch
Die Himmelfahrt Jesus Christi (1828)  www.youtube.com/watch

 

6. Quellen und Links

Lodemann, Jürgen: Lortzing. Leben und Werk des dichtenden, komponierenden und singenden Publikumslieblings, Familienvaters und komisch tragischen Spielopernweltmeisters aus Berlin, Steidl Verlag 2000.

http://gutezitate.com/autor/albert-lortzing
http://spruchsammlung.com/Zitate/Autoren/Albert%20%20Lortzing

http://www.leipzig-lese.de/index.php?article_id=296
http://saebi.isgv.de/biografie/Albert_Lortzing_(1801-1851)
http://www.klassika.info/Komponisten/Lortzing/wv_gattung.html

Bildnachweis:

Albert Lortzing, Lithographie von Schlick, 1845