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Die Liste der Komponisten wird laufend ergänzt und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Peter Tschaikowski (07.05.1840–06.11.1893)

Pjotr (Peter) Iljitsch Tschaikowski war ein russischer Komponist, Pianist und Dirigent, der gelegentlich Leipzig besuchte und auch hier gastierte.

  1. Lebensstationen
  2. Privates
  3. Verbindung zu Leipzig
  4. Rezeption
  5. Werke
  6. Quellen und Links

1. Lebensstationen

Pjotr Iljitsch Tschaikowski wurde am 7. Mai 1840 in Wotkinsk im Russischen Kaiserreich geboren. Der junge Peter, eines von sechs Kindern des Bergbauingenieurs Ilja Tschaikowski und dessen Ehefrau Alexandra, erhielt bereits im Alter von vier Jahren Klavierunterricht, spielte jedoch schon zwei Jahre später besser vom Blatt als seine Lehrerin. Als Kind schien er besonders empfindsam gewesen zu sein und interessierte sich sehr für Dichtung und Musik, was seine französische Hauslehrerin Fanny Durbach förderte. Da der Beruf des Musikers im damaligen Russland nicht hochgeschätzt wurde, schickten seine Eltern ihn 1849 auf die kaiserliche Juristenschule – eine Internatsschule, die Söhne des niederen und mittleren Adels auf Berufe im Staatsdienst vorbereitete. Außerhalb der Schule bekam er Klavierunterricht bei Rudolph Kündiger. Nachdem er 1859 die Schule abschloss, wurde er als Sekretär im Justizministerium eingestellt. Diese Anstellung gab er vier Jahre später jedoch auf. Ab 1861 besuchte er Musikklassen von Anton Rubinstein, bei dem er Komposition und Instrumentation studierte, und erweiterte seinen musikalischen Horizont durch den Besuch von Proben, Konzerten und Opernvorstellungen.

Tschaikowski, inzwischen nahezu mittellos, begann 1866 am von Rubinsteins Bruder Nikolai gegründeten Moskauer Konservatorium Harmonielehre zu unterrichten. Bei ihm erhielt er auch eine Unterkunft. Später erhält er von der Witwe eines reichen Eisenbahnunternehmers, Nadeschda Filaretowna von Meck, finanzielle Unterstützung für fast 15 Jahre. Sie ermöglichte ihm damit das Leben eines freischaffenden Künstlers.

Zwischen 1878 und 1885 unternahm Tschaikowski zahlreiche Auslandsreisen und verbrachte einige Zeit bei seiner Schwester und seinem Lieblingsbruder Anatolij. Im Jahre 1885 findet er einen dauerhaften Wohnort in der Nähe von Klin.

Obwohl es ihm schwerfiel, vor einem Publikum aufzutreten, begann er 1887 seine Werke selbst zu dirigieren und unternahm Konzertreisen, sowohl innerhalb Russlands als auch ins Ausland, beispielsweise in die USA und nach Westeuropa. Im Alter von 44 Jahren erhält er von Zar Alexander III. den Wladimirorden – eine Auszeichnung, die seinen sozialen Status bedeutend hob. Vier Jahre später wurde er zum korrespondierenden Mitglied des Königlichen Musikinstituts in Florenz ernannt. 1891 wird er in die Gesellschaft zur Förderung der Tonkunst in Amsterdam aufgenommen, ein Jahr darauf in das Institut de France (Académie des Beaux Arts). Kurz vor seinem Tod erhält er in Cambridge die Ehrendoktorwürde.

Peter Tschaikowski starb am 25. Oktober 1893 im Alter von 53 Jahren völlig überraschend in der Wohnung seines Bruders Modest und seines Neffen Vladimir in Sankt Petersburg und wurde auf Wunsch von Zar Alexander III. auf dessen Kosten im Friedhof des Aleksandr-Newskij-Klosters beigesetzt.

2. Privates

Besonders eng verbunden war Tschaikowski mit seiner Mutter, seiner einzigen Schwester – deren Familie ihm ein zweites zu Hause wurde – und den Zwillingen Anatolij und Modest. Letzterer gründete nach Peters Tod das Tschaikowski-Museum.

Er selbst hinterfragte sich und sein Schaffen immer wieder. Sein selbstkritisches Wesen ging sogar soweit, dass er die Partitur seiner sinfonischen Ballade Voevoda nach der Uraufführung 1891 zerstörte. Tschaikowski litt zeitlebens unter Selbstzweifeln und flüchtete zum Arbeiten häufig in die Abgeschiedenheit. „Die Vergangenheit bedauern, auf die Zukunft hoffen und nie mit der Gegenwart zufrieden sein, das ist mein Leben“, sagte er einmal.

Trotz seiner großen Erfolge verhinderten Depressionen und weitere psychische und physische Erkrankungen, dass Tschaikowski seinen Ruhm genießen konnte.

In seinen Moskauer Jahren verlobte er sich mit der 5 Jahre älteren Sängerin Désirée Arbôt, stellt aber bald fest, dass sich seine Begeisterung lediglich auf ihre Begabung begrenzte. Stattdessen heiratete er nach drei Monaten im Alter von 37 Jahren Antonina Miljukova, über die wenig bekannt ist. Aufgrund seiner geheim gehaltenen Homosexualität scheitert diese Ehe bereits nach wenigen Monaten, als er zu seiner Schwester auf's Land flüchtet. Fortan lebten die Eheleute getrennt, jedoch nicht geschieden.

Ein enges Verhältnis verband ihn jedoch mit seiner Mäzenin Nadeschda von Meck. Sie schreiben sich insgesamt über 1200 Briefe, einem persönlichen Treffen gehen aber beide aus dem Weg. Der Abbruch ihres finanziellen und postalischen Verhältnisses ist wohl dem Drängen ihrer Kinder geschuldet.

Tschaikowski ist nicht nur als Komponist, sondern auch als Musikkritiker tätig. Ungeschönt machte er seine Meinung zu diversen Musikerkollegen publik beispielsweise seine Abneigung gegen die Kompositionen von Brahms oder Liszt, aber auch sein Lob für die von Grieg oder Schumann.

Als er 1888 das erste Mal in Leipzig ist, um seine Europatournee zu beginnen, trifft er u.a. auf das Ehepaar Grieg, mit dem ihn fortan eine enge Freundschaft verbindet.

Auf seinen Reisen lernte er zahlreiche Komponisten kennen, wie Brahms, Busoni, Dvořák, Grieg, Liszt und Massenet, die er unterschiedlich schätzt. Auch fördert er junge Komponisten wie Rachmaninov, in denen er großes Potential sieht.

3. Verbindung zu Leipzig

Pjotr Iljitsch Tschaikowski reiste am 31. Dezember 1887 nach Leipzig, um dort eine große Europa-Konzerttournee zu beginnen. Sogar der Liszt-Verein hatte zu seinen Ehren im Alten Gewandhaus ein Festkonzert veranstaltet. Das erste Konzert seiner Tournee fand am 5. Januar 1888 – von ihm selbst dirigiert – im Neuen Leipziger Gewandhaus, einem der renommiertesten und größten Konzerthäuser Europas statt.

Eröffnet wurde das Konzert mit der von Tschaikowski selbst komponierten Suite für Orchester, Op. 43, gefolgt von Beethovens Klavierkonzert in G-Dur mit der Pianistin Fanny Davies und mehreren Kunstliedern von Komponisten wie Franz Schubert und Robert Franz. Das sonst als eher zurückhaltend geltende Leipziger Publikum nahm das Konzert nahezu enthusiastisch auf, sodass der Beginn seiner Tournee ein großer Erfolg war. Auf seinen Auslandsreisen lernte Tschaikowski zahlreiche Komponisten und Solisten kennen. In Leipzig traf er 1888 auch den Violinisten Adolph Brodsky wieder, der in einem legendären Konzert in Wien 1881 sein Violinkonzert uraufgeführt hatte. Tschaikowski hatte es eigentlich dem Violinisten Leopold Auer gewidmet, der es aber als unspielbar bewertete. Bei Familie Brodsky – sie wohnten in der Kaiser-Wilhelm-Straße (heutige August-Bebel-Straße) 21 – lernte er bei diesem Leipzig-Aufenthalt auch das Ehepaar Grieg und Johannes Brahms kennen und traf außerdem auf Arthur Nikisch, der im Leipziger Schauspiel dirigierte, und Carl Reinecke, den damaligen Gewandhauskapellmeister.

Tschaikowskis Verbindung zu Leipzig zeigt sich auch in der Herausgabe seiner Romanzen und Klavierwerke durch Hugo Riemann bereits Ende 1870.

4. Rezeption

Spätestens seit Ende der 1870er Jahre galt Peter Tschaikowski durch seine ausgiebigen Konzerttourneen, auf denen er auch viele seiner eigenen Werke aufführte, in Russland, aber auch in Westeuropa und den USA als ein gefeierter und geehrter Dirigent und Komponist. Dies zeigen nicht zuletzt die Würdigungen und Ehrungen, die er beispielsweise in Italien, England und Frankreich erhielt und die großen Erfolge, die er in Städten wie Berlin, Wien und Paris für seine Orchesterwerke, Konzerte und Streichquartette feierte. Seine Klavierwerke und Romanzen wurden im westlichen Ausland nachgedruckt. Auch das internationale Publikum schätzt seine Werke und sein Schaffen als Dirigent sehr. Tschaikowskis letzte Lebensjahre sind im Ausland, vor allem aber in Russland, wo er als Nationalheld gefeiert wird, von großem Ruhm geprägt. Seine späten bedeutenden Bühnewerke, wie Nussknacker und Dornröschen, bringen ihm auch finanzielle Erfolge.

5. Werke

Opern (Auswahl)

Der Wojewode (Воевода), 1867/68, vom Komponisten vernichtet
Undina (Ундина, auch Undine), 1869, nur Fragmente erhalten
Der Opritschnik (Опричник, „Der Leibwächter“), Oper in vier Akten nach Iwan Iwanowitsch Laschetschnikow (1870–1872; Libretto: P. Tschaikowski; Uraufführung: St. Petersburg 1874)
Eugen Onegin (Евгений Онегин), Oper in drei Akten nach Puschkin op. 24 (1877/1878; Libretto: P. Tschaikowski und K. S. Schilowski; Uraufführung: Moskau 1879)
Die Jungfrau von Orléans, Oper in vier Akten nach Schiller (1878/1879; Libretto: P. Tschaikowski; Uraufführung: St. Petersburg 1881)
Mazeppa, Oper in drei Akten nach Puschkin (1881–1883; Libretto: W. P. Burenin; Uraufführung: Moskau 1884)
Pique Dame, Oper in drei Akten nach Puschkin op. 68 (1890; Libretto: M. und P. Tschaikowski; Uraufführung: St. Petersburg 1890)
Jolanthe, Oper in einem Akt nach Hertz op. 69 (1891; Libretto: M. Tschaikowski; Uraufführung: St. Petersburg 1892)

Ballette

Schwanensee, Ballett in vier Akten op. 20 (1875/1876; Libretto: Wladimir P. Begitschew und Wassili Geltzer; Uraufführung: Moskau 1877)
Dornröschen, Ballett in drei Akten nach Perrault op. 66 (Libretto: Iwan Alexandrowitsch Wsewoloschski; Uraufführung: St. Petersburg 1890)
Der Nussknacker, Ballett in zwei Akten nach E. T. A. Hoffmann op. 71 (Libretto: Marius Petipa; Uraufführung: St. Petersburg 1892)

Schauspielmusiken (Auswahl):

Musik zum Schauspiel Der falsche Dmitri und Wassili Schuiski von Ostrowski: Introduktion und Mazurka (1867)
Musik zum Schauspiel
Der Barbier von Sevilla von Beaumarchais (1872)
Musik zum Schauspiel Der Wojewode von Ostrowski: Monolog für Holzbläser, Harfe und Streichorchester (1886)

Orchesterwerke

8 Sinfonien
Außerdem andere Orchesterwerke (Ouvertüren, Suiten und Solokonzerte)

Kammermusik (Streichquartette, Klaviertrios und Bläserensembles)
Klavierwerke zu zwei und vier Händen
Vokalmusik (Lieder, Werke für Chor und Orchester, Singstimme und Orchester und Chor)
Außerdem zahlreiche Transkriptionen und Orchestrierungen

Hörbeispiele

Dornröschen, Suite aus dem Ballett op. 66 https://www.youtube.com/watch?v=g2Cb9KBfmGU
Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64 (1888) https://www.youtube.com/watch?v=8tc8lpan6so
Klavierkonzert Nr. 2 G-Dur Op. 44 (1880-1881) https://www.youtube.com/watch?v=UXY_qU7bKPQ

6. Quellen und Links

Glaab, Wolfgang: Tschaikowsky in Leipzig, Lehmstedt Verlag 2012.
Mitteilungen der Tschaikowsky-Gesellschaft (2006), http://www.tschaikowsky-gesellschaft.de/lebenundwerk.htm.
Stender, Lina: Peter Tschaikowsky, https://www.ndrticketshop.de/magazin/klassik/peter-tschaikowsky/.

Bildquelle:
Von Atelier E. Bieber, Hamburg (probably by Leonard Berlin (1841-1931)) - www.flickr.com/photos/bergen_public_library/5775463761/, Gemeinfrei, commons.wikimedia.org/w/index.php