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Die Liste der Komponisten wird laufend ergänzt und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Carl Friedrich Zöllner (17.05.1800–25.09.1860)

Carl Friedrich Zöllner wirkte als deutscher Komponist und Chordirigent. In Leipzig besuchte er die Thomasschule, und war ab 1820 an der Ratsfreischule und ab 1840 an der Thomasschule als Gesangslehrer tätig.

  1. Lebensstationen
  2. Privates
  3. Verbindung zu Leipzig
  4. Rezeption
  5. Werke
  6. Quellen und Links

1. Lebensstationen

Carl Friedrich Zöllner kam am 17. Mai 1800 als dritter von fünf Söhnen des Ehepaares Johann Andreas Zöllner und dessen Frau Caroline in Mittelhausen bei Sangerhausen (Thüringen) zur Welt. Seinen ersten Musikunterricht erhielt Zöllner bei seinem Vater, Kantor und Schulrektor in Mittelhausen. Nach dem frühen Tod des Vaters (Ϯ 1809) kümmerte sich der Onkel um den Jungen und nahm ihn mit nach Eisleben, wo er das Gymnasium besuchte. Später zog er jedoch nach Eisenach um und ging dort auf die Oberschule. Ab 1814 besuchte Carl Friedrich Zöllner die Thomasschule in Leipzig, wo er Schüler von J. G. Schicht wurde, der seine musikalischen Anlagen förderte. Schicht bestärkte Zöllner, das 1819 begonnene Theologiestudium aufzugeben und 1820 eine Gesangslehrerstelle an der Ratsfreischule anzunehmen. 1822 eröffnete er ein privates musikalisches Institut, das sich speziell dem Chorsingen widmete. Zöllner ist besonders durch seine Förderung des Männerchorgesanges bekannt geworden. In Leipzig wirkte Carl Friedrich Zöllner bis zu seinem Tod am 25. September 1860.

2. Privates

Am 31.10.1841 heiratete Carl Friedrich Zöllner die 23 Jahre jüngere Marianne Schaarschmidt aus Limbach bei Chemnitz. Das Paar wurde in der Thomaskirche zu Leipzig getraut. Sieben Kinder entstammten der Ehe, von denen aber nur drei den Vater überlebten. Zöllner hatte seine Ehefrau in einem von ihm geleiteten Damenchorverein kennengelernt. Das ehemalige Wohnhaus der Zöllners befand sich im Matthäikirchof 34 in der westlichen Leipziger Innenstadt. Marianne Zöllner wurde auf einem Friedhof in Dresden beerdigt. Der Sohn von Carl Friedrich Zöllner, Heinrich Zöllner, war wie sein Vater ein erfolgreicher Komponist und Dirigent.

3. Verbindung zu Leipzig

1814 gelangte Carl Friedrich Zöllner durch seinen Onkel, der eine persönliche Verbindung zur Leipziger Thomasschule hatte, nach Leipzig und erhielt dort einen Platz an der. Nach Absolvierung seiner Schulausbildung beschloss er 1819, ein Theologiestudium an der Universität in Leipzig zu beginnen. Dieses gab er jedoch 1822 auf, da der Thomaskantor Johann Gottfried Schicht ihm eine Gesangslehrerstelle an der Leipziger Ratsfreischule, der ersten städtischen Volksschule in Leipzig, vermittelte. Die Stelle hatte er bereits 1820 angenommen. Sein guter methodischer Unterricht wurde von Lehrern und Schülern gleichermaßen sehr geschätzt. Gemeinsam mit seinem Freund Wilhelm gründete er dann 1822 in Leipzig ein privates Musikinstitut, welches besonders den Chorgesang förderte. Zöllner widmete sich zunächst kirchlichen Gesängen, später jedoch mehr und mehr weltlichen. Er hatte die Vision, seine Musik nicht nur für einen kleinen Kreis Bevorzugter zugänglich zu machen, sonders sie als wesentliches Bildungsmittel für das Volk zu nutzen.

1833 initiiert er den ersten Zöllner-Verein. Darauf folgte die Gründung zahlreicher weiterer Männergesangs-Vereine in Leipzig und Umgebung, die von Zöllner geleitet wurden. Der einzige bis in die heutige Zeit aktive Chor, der unter der fortdauernden Tradition Zöllners steht, ist der am 23. Oktober 1846 gegründete Zöllner-Männerchor Bernburg e.V.

Im selben Jahr, in dem Zöllner den ersten Zöllner-Verein eröffnete, erschien im Leipziger Musikverlag von Friedrich Kistner sein erstes Liederheft für Männerstimmen. Ab 1840 war Zöllner an der Thomasschule als Gesangslehrer tätig. 1859 dirigierte er ein Festkonzert zu Friedrich Schillers 100. Geburtstag. 20 Zöllner-Vereine mit mehreren hundert Sängern waren zu hören. Zu Zöllners 60. Geburtstag, 1860, trafen sich 500 Sänger in Leipzig, um ihn bei einem abendlichen Festkonzert zu ehren.

Carl Friedrich Zöllner starb am 25. September 1860 in seinem Haus am Matthäikirchhof. Er wurde am 27. September 1860 auf dem neuen Johannisfriedhof in der III. Abteilung in einem von der Stadt Leipzig gestifteten Ehrengrab begraben.

Am Abend des 28. September 1860 wurde in Leipzig ein Benefizkonzert zugunsten der Witwe und deren Kinder veranstaltet. Auch in anderen deutschen Städten, sowie sogar in Australien, Amerika und Russland, fanden Konzerte in diesem Sinn statt.

Im Auftrag der Leipziger Männergesangsvereine bat der Advokat Carl Emil Heinze am 25. Februar 1861 den Stadtrat um eine Vergrößerung von Zöllners Grabstätte, um diese achtunggebietend gestalten zu können. Der Rat war von dieser Idee wenig begeistert und erwiderte, dass es dies auch bei anderen bedeutenden Persönlichkeiten noch nie gegeben hätte, genehmigte den Antrag letztendlich aber doch. Somit wurde die Grabstätte erweitert. An jede Ecke der Grabstätte wurde eine Eiche gepflanzt (die jedoch später wieder gefällt wurden). Am 17. Mai 1861, zu Zöllners 61. Geburtstag, wurde die neu gestaltete Grabstätte mit Gesang eingeweiht. Zöllners Grabstein befindet sich heute sockellos im Lapidarium des alten Johannisfriedhofs.

Auf Initiative der Leipziger Männergesangsvereine wurde nach seinem Tod der Leipziger Zöllnerbund mit anfangs 700 Mitgliedern gegründet, und bestand bis 1945.

Zöllner-Denkmal

1868 wurde im Leipziger Rosenthal für Zöllner ein Denkmal errichtet, welches am 24. Mai 1868 enthüllt wurde. Das Denkmal besteht aus einer marmornen Porträtstatue auf einem Sockel, die von vier Sängerknabenfiguren aus Bronze und einem zierlichen Zaun umgeben ist. Auf Grund von zu widrigen Witterungsbedingungen wurde die marmorne Abbildung Zöllners, die der Bildhauer Hermann Knauer entworfen hatte, gegen eine Kopie des Bildhauers Paul Stuckenbruck ausgetauscht. 1996 wurde das Denkmal restauriert. Im Dezember 2016 wurden drei der Sängerknaben gewaltsam entwendet. Das Denkmal wurde inzwischen mit Nachbildungen der drei gestohlenen Sängerknaben wieder vervollständigt. Die originalen Figuren sind weiterhin spurlos verschwunden.

 

4. Rezeption

Zu Lebzeiten erreichte Carl Friedrich Zöllner große Berühmtheit, sein Name ist in der heutigen Zeit jedoch in Vergessenheit geraten. Dabei komponierte er Volkslieder, von denen einige noch heute gerne gesungen werden. Zöllner prägte das mitteldeutsche Männerchorwesen im 19. Jh., weshalb er auch als „Vater des Männergesangs“ bezeichnet wird. Durch die Vertonung des Gedichts „Das Wandern ist des Müllers Lust“ des Lyrikers Wilhelm Müller (1794–1827) erlangte er Berühmtheit. Das Lied zählt heute zu den bekanntesten deutschsprachigen Volksliedern. „Zöllner, dieses Lied haben Sie wahrhaftig dem Gesangsgott selbst abgelauscht,“ sagte Felix Mendelssohn Bartholdy einst über dieses Lied. Nicht zuletzt die großen Bemühungen um sein Andenken zeigen, dass seine großen Verdienste um den Männerchorgesang ihn über die Landesgrenzen hinweg bekannt gemacht haben.

 

5. Werke

Lieder (weltliche)

1841: Der Speisezettel – Ein Scherz, für Männerchor (in Leipzig veröffentlicht)
1841: Liebesfrühling, Friedrich Kistner Verlag, Leipzig
1844: Das Wandern ist des Müllers Lust, op.6, in: Des Müllers Lust und Leid. 6 Gesänge aus der Schönen Müllerin von Wilhelm Müller (in Leipzig veröffentlicht)
1853: Im Krug zum grünen Kranze, op. 14,3, in: Wanderlieder von Wilhelm Müller (in Leipzig veröffentlicht)
105. Morgengebet (Text von Joseph von Eichendorff)
Der Jäger zieht zum grünen Wald mit fröhlichem Hallo (Text von Ernst Moritz Arndt)
1844: Die Nachtklänge der Liebe, Gesänge für vier Männerstimmen, Friedrich Hofmeister Verlag, Leipzig

Außerdem auch Instrumentalwerke, wie Variationen für Orgel über God save the King

Hörbeispiele

Der Speisezettel – Ein Scherz, für Männerchor (1841)  www.youtube.com/watch
Das Wandern ist des Müllers Lust (1844)  www.youtube.com/watch

6. Quellen und Links

Hänsch, Rudolf: Der Liedermeister Carl Friedrich Zöllner 1800–1860. Eine Darstellung seines Lebens und Wirkens, Limpert Verlag Dresden 1927.

Kötzschke, Rudolf: Carl Zöllner, in Sächsische Lebensbilder 2, Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig 1928.

Links:

http://www.musicalion.com/de/scores/noten/5321/carl-friedrich-z%C3%B6llner

http://zoellner.koenig.www53.hostkraft.de/ueberuns/historie/index.html

Bildnachweis:

August Weger
- Dieses Bild stammt aus der Digitalen Bibliothek Gallica und ist verfügbar unter der ID btv1b84259876, gemeinfrei