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Die Liste der Komponisten wird laufend ergänzt und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Arthur Sullivan (13.05.1842–22.11.1900)

Arthur Sullivan war ein britischer Komponist, Dirigent, Musikforscher und Pädagoge. In Leipzig studierte er von 1858–1861 als Preisträger des Mendelssohn-Wettbewerbs am Leipziger Konservatorium.

  1. Lebensstationen
  2. Privates
  3. Verbindung zu Leipzig
  4. Rezeption
  5. Werke
  6. Quellen und Links

1. Lebensstationen

Arthur Seymour Sullivan kam am 13.05.1842 im Stadtteil Lambeth London als jüngerer von zwei Söhnen zur Welt. Die Mutter, Maria Clementina, besaß irisch-italienische Vorfahren, der Vater, Thomas Sullivan, war Ire. Der Vater bestritt seinen Lebensunterhalt als Klarinettist im Orchester des Surrey-Theaters und gab außerdem noch Musikunterricht. 1945 ernannte man ihn am Royal Military College zum Kapellmeister. Arthur Sullivan wuchs unter bescheidenen Verhältnissen auf. Von seinem Vater erhielt er frühzeitig eine gründliche musikalische Ausbildung. Schon mit acht Jahren komponierte er. Im Alter von zwölf Jahren wurde Sullivan Mitglied der Chapel Royal, der königlichen Kapelle in London, welche ihn von 1854 bis 1856 musikalisch prägte. Er setzte seine Studien 1856 an der Royal Academy of Music fort. Als Gewinner des Mendelssohn-Wettbewerbs wurde ihm von 1858–1861 durch ein Auslandsstipendium das Studium am Königlichen Konservatorium zu Leipzig ermöglicht. In London verdiente er nach Abschluss seines Studiums seinen Lebensunterhalt 1861 zunächst als Organist an der St. Michaels Church am Chester Square. Er komponierte Chor- und Orchesterwerke. 1870 lernte er den Schriftsteller William Schwenk Gilbert kennen, mit welchem sich eine rege Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Oper entwickelte. Von Mai 1876–1881 übernahm Sullivan die Leitung der neu gegründeten National Training School for Music in South Kensington. 1876 verlieh ihm die Universität Cambridge ehrenhalber die Doktorwürde, 1879 die Universität in Oxford. Im Mai 1883 erhielt er den Ritterschlag der Königin Victoria. Von 1881 bis 1898 war Sullivan künstlerischer Leiter des Musikfestivals in Leeds. Er vermittelte dem Publikum neben Klassikern auch zeitgenössische Musik. Von 1885 bis 1888 wirkte Sullivan außerdem als Dirigent der Philharmonischen Gesellschaft. Seine Partnerschaft zu Gilbert, die unter geschäftlichen Differenzen stark gelitten hatte, kam im April 1890 zum Erliegen.

2. Privates

Sullivan lebte als Junggeselle und blieb unverheiratet. Er pflegte jedoch ernstere Affären mit verschiedenen Frauen. Die längste Verbindung ging er mit Mary Frances Ronalds ein, einer bildhübschen Dame aus Amerikas High Society, die drei Jahre älter war als er. Ronalds stammte aus Boston – das genaue Geburtsjahr ist nicht bekannt. Sullivan lernte Mary Frances Ronalds 1867 in Paris kennen, als er beruflich dort zu tun hatte. 1871 zog die Amerikanerin ganz nach England. Sie war Sängerin und außerdem eine gewandte Rollschuhläuferin und Reiterin. Sullivan widmete ihr einige Lieder, wie The Lost Chord. Die Verbindung wurde geheim gehalten, da Ronalds nicht geschieden und ein außereheliches Verhältnis in adeligen Kreisen verpönt war. In Sullivans Tagebüchern sind Treffen und intime Kontakte mit ihr häufig nur mit Kürzeln verzeichnet. Sullivan verbrachte gern viel Zeit in Frankreich, wo er Dinnerpartys bei sich zuhause veranstaltete, die nicht selten von sehr bekannten Schauspielern und Sängern besucht wurden. Außerdem pflegte er eine sehr enge Verbindung zu seinen Eltern, besonders seiner Mutter. Er schrieb ihr und besuchte sie regelmäßig. Auch zu seinen Bruder Fred hatte Sullivan ein enges Verhältnis. Er war ihm beruflich behilflich und als Fred im Alter von 39 Jahren starb, wurde er Vormund seiner Nichten und Neffen.

3. Verbindung zu Leipzig

Studium am Konservatorium

Arthur Sullivan studierte von Oktober 1858 bis 1861 als Stipendiat der Mendelssohn-Stiftung am Leipziger Konservatorium. Zu diesem Zeitpunkt war er erst 16 Jahre alt. Anfangs hatte er Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Er studierte bei Lehrern wie Ignaz Moscheles, Carl Reinecke und Julius Rietz, deren Gastfreundschaft er von Anfang an genoss. Besonders Ignaz Moscheles, der Leiter des Konservatoriums, widmete sich Sullivan in besonderer Weise. Er besorgte ihm eine Gastfamilie, lud ihn zum Essen ein und unterstütze ihn in seiner musikalischen Laufbahn. Sullivan wohnte in der Großen Windmühlenstraße 15 bei Kaufmann Döring im und nach dessen Umzug ab 1859 An der Pleiße 6. Sullivan hatte einen strengen Stundenplan mit 10 Unterrichtsstunden am Tag. Er studierte neben Klavier und dem Dirigieren Komposition bei Julius Rietz, der das Gewandhausorchester und die Oper leitete. Zu Sullivans Studienkollegen zählten z.B. Edward Grieg und dessen jüngerer Bruder. Oft ging er mit seinen Kommilitonen in Kirchenkonzerte, ins Gewandhaus oder in die Oper und konnte so Werke deutscher Komponisten wie Clara Schumann, Richard Wagner, Franz Liszt und besonders Felix Mendelssohn Bartholdy kennenlernen. Sullivan besaß einen ausgezeichneten Humor, welcher in seinen späteren Opernkompositionen zutage trat. Forschungen belegen, dass Sullivan die liberale Gemeindesynagoge in der Gottschedstraße besuchte und dort gelegentlich aktiv als Chorist am Gottesdienst teilnahm. Zu Ostern 1860 absolvierte er seine Abschlussprüfung im Fach Klavier ‚mit besonderer Leistung‘. Er spielte das Klavierkonzert Es-Dur von Moscheles, erster Satz. Sullivan blieb aber noch bis Ostern 1861 in Deutschland.

Leipziger Kompositionen

Die meisten Kompositionen Sullivans aus seiner Leipziger Zeit sind nicht mehr erhalten. 1859 komponierte Sullivan zwei Streichquartette. Das eine ist eine Romanze in g-Moll, veröffentlicht 1864, das andere ein Sonatensatz für Streichquartett in d-Moll und Mendelssohn gewidmet. Für die seine Prüfung am Michaelistag 1859 komponierte Sullivan neben der Orchesterouvertüre The Feast of Roses einen vierstimmigen Chorsatz in englischer Sprache, der verschollen ist. Das Lied Ich möchte hinaus es jauchzen schrieb Sullivan im Dezember 1859 für seine Kommilitonin Rosamund Barnett, mit der er in besonderer persönlicher Beziehung stand. Das Werk galt lange Zeit als verschollen, bis ihr Neffe es 1947 wiederentdeckte. Ein weiteres Stück, auf einen Text von Joseph von Eichendorff, ist Lied, mit Thränen halb geschrieben. Es wird heute in der Morgan Library & Museum (New York) aufbewahrt. Sullivan komponierte außerdem die Bühnenmusik zu Shakespeares The Tempest (Der Sturm), die am 11. April 1861 im Leipziger Gewandhaus uraufgeführt wurde.

 

4. Rezeption

Arthur Sullivan blieb im Nachkriegsdeutschland lange Zeit ein unbekannter Komponist. Erst im Juni 2009 wurde die Deutsche Sullivan-Gesellschaft e.V. gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Verbreitung und das Verständnis des Gesamtwerks von Arthur Sullivan, insbesondere im deutschen Sprachraum, voranzutreiben. Dazu zählt man sein Wirken als Komponist in allen Genres sowie seine Leistungen als Dirigent, Musikforscher und -förderer. Arthur Sullivan war der bedeutendste britische Komponist des 19. Jahrhunderts. Mit seinen Liedern, Orchesterwerken, Kantaten und Opern sowie seinem Engagement als Dirigent, Festspielleiter und Musikforscher gab er dem britischen Musikleben, das nach dem Tode des Barockkomponisten Henry Purcells (gest. 1695) in eine Krise geraten war, entscheidende neue Impulse. Durch die künstlerische Zusammenarbeit Sullivans mit William Schwenk Gilbert gelang beiden der Durchbruch in der Profilierung einer englischen Nationaloper. Dabei besaßen für Sullivan die Errungenschaften auf dem Gebiet der deutschen Oper von Carl Maria von Weber, Heinrich Marschner und Albert Lortzing, die er in Leipzig erleben konnte, Modellcharakter.

5. Werke

Bühnenmusik

1861 The Tempest (W. Shakespeare)
1888 Macbeth (W. Shakespeare)
1895 King Arthur (J.C. Carr)

Bühnenwerke

1875 Trial by Jury, New York, Pierpont Morgan Library 1877
1877 The Sorcerer, New York, Wolfson Foundation
1878 H.M.S. Pinafore, Operette, erster internationaler Erfolg

Orchesterwerke

1863 Princess of Wales's March
1866 Sinfonie in E-Dur
1866 Ouvertüre In Memoriam

Hörbeispiele

Sinfonie in E-Dur (1866)  www.youtube.com/watch
Ouvertüre „In Memoriam“ (1866)  www.youtube.com/watch
The tempest (1861)  www.youtube.com/watch

6. Quellen und Links

Burgdörfer, Maximilian: The English Mendelssohn. Sir Arthur Sullivan and Germany, Bachelorarbeit, vorgelegt am Institut für Anglistik, Universität Leipzig, 2015

Heidecker, Colin: Britische Komponisten des späten 19.Jahrunderts und ihre Beziehungen zum Leipziger Musikleben – am Beispiel Arthur Sullivans, Magisterarbeit, vorgelegt am Institut für Musikwissenschaft, Universität Leipzig, 2013.

Saremba, Meinhard: Arthur Sullivan. Ein Komponistenleben im Viktorianischen England, Florian Noetzel Heinrichshofen-Bücher, Wilhelmshaven 1993.

Links:

www.swr.de/swr2/programm/sendungen/zur-person/zur-person-sir-arthur-sullivan-zum-175/-/id=660494/did=19655250/nid=660494/iwua0d/index.html.

https://sullivansociety.org.uk/arthur-sullivan/?v=79cba1185463.

http://www.sullivan-forschung.de/html/d3-historische-texte.html.

Bildquelle:

upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/43/Sir_Arthur_Seymour_Sullivan.jpg