Leipziger Notenspur Leipziger Notenspur Leipziger Notenspur

Die Liste der Komponisten wird laufend ergänzt und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Johann Sebastian Bach (21.03.1685–28.07.1750)

Johann Sebastian Bach wirkte als Komponist, Orgel- und Cembalovirtuose und Orgelinspektor. Er war das bedeutendste Mitglied einer bis in das 16. Jh. zurückreichenden Musikerfamilie von Spielleuten, Stadtpfeifern, Hofmusikern und Organisten, die das Musikleben Mitteldeutschlands für einen Zeitraum von 150 Jahren maßgeblich prägte. Zwischen 1723 und 1750 hatte er das Amt des Thomaskantors in Leipzig inne. Er gilt heute weltweit als einer der bekanntesten und bedeutendsten Komponisten der Musikgeschichte schlechthin.

  1. Lebensstationen
  2. Privates
  3. Verbindung zu Leipzig
  4. Rezeption
  5. Werke
  6. Quellen und Links

1. Lebensstationen

Bach wurde am 21.03.1685 in Eisenach als jüngster der vier Söhne des Stadtmusikers Johann Ambrosius Bach (1645–1695) und seiner Ehefrau Elisabeth (geb. Lämmerhirt (1644–1694) geboren. 1692–95 besuchte Bach die Lateinschule in Eisenach. Nach dem frühen Tod der Eltern – 1694 die Mutter und 1695 der Vater – nahm ihn der knapp zehn Jahre ältere Bruder Johann Christoph (Organist in Ohrdruf) in sein Haus auf, ergänzte die im Elternhaus begonnene musikalische Ausbildung und vermittelte ihm das Spielen auf Tasteninstrumenten. Im Alter von 14 Jahren, im Frühjahr 1700, begab sich Johann Sebastian nach Lüneburg, wo er zwischen 1700 und 1702 als Mitglied des Mettenchores des dem Michaeli-Kloster angeschlossenen Gymnasiums nachweisbar ist. Im Sommer 1703 ist er für kurze Zeit Geiger und Hoforganist des Herzogs Johann Ernst von Weimar. Am 9. August desselben Jahres wurde Bach zum Organisten der Neuen Kirche in Arnstadt ernannt. Im November 1705 reiste Bach nach Lübeck, um, wie es im Nekrolog heißt, „den dasigen berühmten Organisten an der Marienkirche Diedrich Buxtehude zu behorchen“, wahrscheinlich aber auch, um sich als Nachfolger des 70-jährigen Organisten an St. Marien zu bewerben. Als Bach mit dreimonatiger Verspätung von dieser Bildungsreise nach Arnstadt zurückkehrte, kam es zu Spannungen zwischen ihm und der Obrigkeit, die sich durch eine Vielzahl an weiteren Vorwürfen zunehmend verschärften. Als Reaktion bewarb sich Bach um das Organisten-Amt an Divii Blasii in Mühlhausen, was er Anfang Juli 1707 antrat. Am 17.Oktober desselben Jahres heiratete er Maria Barbara Bach. Im Juni 1708 berief man ihn als Hoforganist und Kammermusiker an den herzoglichen Hof von Weimar. Im August 1717 wurde er Hofkapellmeister des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen. Wenige Monate nach dem Tod seiner ersten Frau im Juli 1720 unternahm Bach eine Reise nach Hamburg, wo er mit großem Erfolg an der Orgel der St. Jacobi-Kirche konzertierte. Die Vakanz der dortigen Organistenstelle dürfte ursächlich für seine Reise gewesen sein, doch zog Bach seine Bewerbung zurück, da ihm die Bedingungen der Stelle offenbar nicht zusagten. Im Dezember des folgenden Jahres heiratete Bach erneut, und zwar die Köthener Hofsängerin Anna Magdalena Wilcken. Da sich die Bedingungen für die Musik möglicherweise bereits vor der Hochzeit von Fürst Leopold mit der Prinzessin Friederica Henrietta von Anhalt-Bernburg verschlechterten, bewarb sich Bach nach sechsjähriger Amtszeit in Köthen um das Amt des Thomaskantors in Leipzig, das er am 1. Juni 1723 antrat. In seinen letzten Jahren litt Bach an einer Augenkrankheit. Auch scheint er motorischen Störungen im rechten Arm gehabt zu haben. Nach einer misslungenen Augenoperation durch den schon damals umstrittenen Okulisten John Taylor (1703–1772) starb Bach am Abend des 28. Juli 1750 und wurde drei Tage darauf auf dem Johannisfriedhof in Leipzig begraben.

2. Privates

Über den Privatmann Bach weiß man nur sehr wenig, da es kaum Selbstzeugnisse wie Briefe oder Tagebücher gibt. Aus nur wenigen überlieferten Dokumenten können wir entnehmen, dass Bach ein durchaus temperamentvoller Mann war, der besonders in jüngeren Jahren gerne mit seinen Vorgesetzten stritt und in erster Linie für seine Musik lebte. Jenseits seines extrem anstrengenden Arbeitsalltags mit einer Vielzahl an Amtspflichten muss er aber auch ein überaus quirliges und lebendiges Privatleben geführt haben: Bach war Vater von zwanzig Kindern, die den zwei Ehen mit Maria Barbara und Anna Magdalena entstammten. Die Hälfte aller Kinder Bachs starb vor dem 3. Lebensjahr. Besonders in der zweiten Hälfte der 1720er und Anfang der 1730er Jahre häuften sich nicht nur die Geburten, sondern eben auch die Todesfälle, so dass die Familie immer wieder Zeiten tiefer Trauer erleben musste. Neben den zahlreichen Kindern lebten auch viele seiner Privatschüler mit im Haushalt, so dass ein ständiges Kommen und Gehen herrschte und die Kantorenwohnung nach Aussagen des zweitgeborenen Sohnes Carl Philipp Emanuel einem „Taubenhause“ glich. Fünf der sechs Söhne, die das Erwachsenenalter erreichten, wurden ebenfalls Musiker. Vier von ihnen übertrafen als Komponisten zeitweise den Ruhm des Vaters und werden bis heute aufgeführt: Wilhelm Friedemann Bach (1710–1784) war als Organist in Dresden und Halle tätig. Carl Philipp Emanuel (1714–1788) war Hofmusiker am preußischen Königshof Friedrichs II. und später Kantor und Musikdirektor am Johanneum in Hamburg. Johann Christoph Friedrich Bach (1732–1795) wurde Konzertmeister am Bückeburger Hof und Johann Christian Bach (1735–1782) wirkte als Domorganist in Mailand und als Opernkomponist in London.

3. Verbindung zu Leipzig

Erst nachdem Georg Philipp Telemann und Christoph Graupner jeweils die Wahl zum Thomas-Kantor aus unterschiedlichen Gründen ausgeschlagen hatten, wurde Bach als Nachfolger von Johann Kuhnau in dieses Amt berufen, das er am 1. Juni 1723 antrat und bis zu seinem Tod am 28. Juli 1750 ausübte. Insbesondere während seiner ersten Leipziger Jahre hatte Bach ein ungeheures Arbeitspensum zu bewältigen. Im Wochentakt komponierte er die Kantaten seiner ersten beiden Kantatenjahrgänge. Auch das Weihnachtsoratorium (BWV 248), die Johannes-Passion (BWV 245), die Matthäus-Passion (BWV 244) und die h-Moll-Messe (BWV 232) entstanden in Leipzig. Mit dem Collegium musicum, dessen Leitung er 1729 übernahm, führte er zweimal wöchentlich im Zimmermannschen Kaffee-Haus deutsche und italienische Instrumentalmusik auf, darunter auch seine für Weimar und Köthen entstandenen Werke. 1729/30 waren krisenhafte Jahre, in denen Bach sich in fortgesetzten Auseinandersetzungen mit der Leipziger Obrigkeit befand, u. a., um für eine adäquate Besetzung seiner anspruchsvollen Kirchenmusik zu kämpfen. In seinem letzten Lebensjahrzehnt schrieb Bach kaum noch geistliche Vokalwerke, sondern konzentrierte sich vor allem auf die Komposition von kontrapunktischen Werken, überwiegend für Tasteninstrumente. Es entstanden die Goldberg-Variationen (BWV 988), das Musikalische Opfer (BWV 1079) und Die Kunst der Fuge (BWV 1080).

4. Rezeption

Zu seinen Lebzeiten war Bach in erster Linie als Organist und Klavier-Virtuose berühmt. Sein kompositorisches Schaffen hingegen war weit weniger bekannt als beispielsweise das seiner Zeitgenossen Georg Friedrich Händel, Georg Philipp Telemann und Johann Mattheson. Nach seinem Tod gerieten seine Werke zunächst relativ schnell in Vergessenheit, zumal es nicht üblich war, die Werke verstorbener Komponisten öffentlich in Konzerten aufzuführen, so wie dies heute der Fall ist. Auch die nachfolgenden Thomaskantoren führten seine Werke selten auf bzw. bemühten sich kaum um die Bewahrung seines Werkes. Sprach man in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von dem „Großen Bach“, so meinte man damit seinen zweitgeborenen Komponisten-Sohn C. P. Emanuel. Im 19. Jahrhundert wuchs die Wertschätzung des Werks Bachs zunächst durch das Erscheinen der ersten Bach-Biographie von Johann Nikolaus Forkel. Eingeleitet wurde die bis heute anhaltende Bach-Renaissance jedoch in erster Linie mit der Wiederaufführung einer verkürzten Fassung der Matthäus-Passion am 11. März 1829 mit der Singakademie zu Berlin unter der Leitung des damals erst 20-jährigen Felix Mendelssohn Bartholdy. Für Mendelssohn Bartholdy wie für viele weitere romantische Komponisten, so z. B. Robert Schumann, Frederic Chopin, Franz Liszt und später Johannes Brahms, wurde Bach ein wichtiges musikalisches Vorbild. Doch erst seit dem 20. Jh. ist Bachs Werk in all seinen Facetten im Konzertleben verankert und wird durch die Musikwissenschaft eingehend untersucht. Die Zahl der Komponisten im 20. Jh. bis heute, die sich in ihren Kompositionen auf Bachs Werke beziehen, ist Legion. Allein das B-A-C-H-Motiv, das Bach im letzten Teil der Kunst der Fuge eingefügt hat, wurde von mehr als 300 Komponisten musikalisch verarbeitet. Aber nicht nur in der zeitgenössischen Kunstmusik, auch in der Populärmusik, insbesondere der Jazz-Musik (z. B. bei Jacques Loussier), finden sich zahlreiche Bach-Referenzen. Die Rezeption der Bachschen Werke ist dabei längst nicht mehr ein allein europäisches Phänomen, sondern findet auf der ganzen Welt statt.

5. Werke

Bach eignete sich im Lauf seines Lebens die verschiedensten Kompositionsstile an und komponierte bedeutende Werke in allen zu seinen Lebzeiten verbreiteten musikalischen Gattungen (mit Ausnahme der Oper). Viele seiner Werke müssen heute allerdings als verschollen gelten. Eine Übersicht zu den überlieferten Werke Bachs gibt das Bach-Werke-Verzeichnis von Wolfgang Schmieder, dessen dritte Fassung im Juni 2022 erschienen ist. Im Folgenden werden in den jeweiligen Gattungskategorien lediglich die bekanntesten seiner Werke genannt.

Geistliche Vokal-Werke (Auswahl)

  • 200 geistliche Kantaten
  • Sieben Motetten
  • Fünf Messen, darunter die h-Moll-Messe (BWV 233)
  • Passionen und oratorische Werke, u.a. das Magnificat (BWV 243), die Johannes-Passion (BWV 245), die Matthäus-Passion (BWV 244), das Weihnachtsoratorium (BWV 245),eine Vielzahl von Choralsätzen, geistlichen Liedern und Arien (z.B. Schemellis Gesangbuch, BWV 439–507)

Weltliche Vokal-Werke

  • 24 Weltliche Kantaten, darunter „Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd“ (BWV 208), „Schweigt stille, plaudert nicht“ (Kaffeekantate, BWV 211), „Weichet nur, betrübte Schatten“ (BWV 202)

Orgel- und Klavierwerke

  • Rund 250 Orgelwerke: Präludien und Fugen, Triosonaten, Toccaten, Passacaglien, Orgelchoräle, Choralbearbeitungen, Choralvorspiele etc.; 270 Cembalowerke: Inventionen, Sinfonien, Suiten, Partiten, Präludien und Fugen, Toccaten, Capricci, Sonaten und Konzerte, z.B. die Goldberg-Variationen (BWV 988), Das Wohltemperierte Klavier (Teil 1 und 2, BWV 846–893), die Englischen Suiten (BWV 806–811) und die Französischen Suiten (BWV 812–817), Clavierübung I, II, III und IV.

Kammermusik

  • Werke für Laute, für Soloinstrumente, wie Flöte, Violine, Violoncello, Sonaten mit Cembalo oder Basso continuo

Orchesterwerke

  • Konzerte für ein oder zwei Violinen und Orchester, Konzerte für ein oder mehrere Cembali und Orchester, die Brandenburgischen Konzerte, Orchestersuiten)

Kontrapunktische Werke

  • Kanons, z.B. Canonische Veränderungen über ein Weihnachtslied (BWV 769), Musikalisches Opfer (BWV 1079), Die Kunst der Fuge (BWV 1080)

Literatur

  • Johann Nikolaus Forkel: Über Johann Sebastian Bachs Leben, Kunst und Kunstwerke, Leipzig 1802
  • John Eliot Gardiner: Bach. Musik für die Himmelsburg. Hanser, München 2016, ISBN 978-3-446-24619-5.
  • Konrad Küster (Hrsg.): Bach Handbuch. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1999, ISBN 3-7618-2000-3.
  • Martin Geck: Johann Sebastian Bach. Rowohlt, Reinbek 2002, ISBN 3-499-50637-8.
  • Christoph Wolff: Johann Sebastian Bach. 2. Aufl. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16739-5.

6. Quellen und Links

Foto: Johann Sebastian Bach im Alter von 61 Jahren, gemalt von Elias Haussmann (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Autorin: Dr. Christiane Hausmann