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Die Liste der Komponisten wird laufend ergänzt und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Franz Liszt (22.10.1811–31.07.1886)

Franz Liszt war ein ungarisch-österreichischer Komponist, Pianist und Dirigent und gab in Leipzig einige Konzerte. Er war außerdem maßgeblich an der Gründung des „Allgemeinen Deutschen Musikvereins“ im Leipziger Gewandhaus beteiligt.

  1. Lebensstationen
  2. Privates
  3. Verbindung zu Leipzig
  4. Rezeption
  5. Werke
  6. Quellen und Links

1. Lebensstationen

Franz (geborener Ferenc) Liszt wurde als einziges Kind eines Verwaltungsbeamten des Fürsten Esterházy in Raiding (Doborján) im Königreich Ungarn geboren. Bereits mit neun Jahren trat er öffentlich als Pianist auf. Seine Eltern, die sein außergewöhnliches Talent erkannt hatten, reisten ein Jahr später mit ihm nach Wien, um ihm Unterricht bei Czerny und Salieri zu ermöglichen. Im Jahr 1823 zog die Familie von Wien nach Paris, wo Franz Liszt am Konservatorium studieren sollte. Dessen Leiter Luigi Cherubini wies ihn jedoch ab, da die Studienplätze französischen Studenten vorbehalten sein sollten. Stattdessen erhielt Liszt privaten Unterricht in Komposition. Er trat auf vielen privaten Konzerten der gehobenen Gesellschaft auf und erlangte bald eine große Bekanntheit als Wunderkind. In den Jahren ab 1824 unternahm er viele Reisen, beispielsweise nach London.

Auf einer Konzertreise 1827 starb Liszts Vater, ein einschneidendes Erlebnis für den jungen Musiker. Psychisch schwer gezeichnet, kehrte Liszt mit seiner Mutter nach Paris zurück und widmete sich später ganz dem Unterrichten, um ihren gemeinsamen Lebensunterhalt zu verdienen. Er lernte viele Komponisten kennen wie Chopin, Berlioz, Paganini und Mendelssohn. Diese Begegnungen inspirierten ihn, wieder in das öffentliche Konzertleben einzutreten. Es folgten Jahre des Reisens mit Aufenthalten und Konzerten in ganz Europa. Im Jahr 1848 zog Liszt nach Weimar, um sich vor allem der Stelle als Kapellmeister zu widmen, die er bereits seit 1842 innehatte, deren Pflichten er bis dahin aber nur unregelmäßig nachgekommen war. Die Weimarer Jahre waren die produktivste Schaffensphase des Komponisten. Er wirkte auch erfolgreich als Pädagoge.

Um seine letzte Lebensgefährtin Carolyne zu Sayn-Wittgenstein zu heiraten, zog Liszt 1861 von Weimar nach Rom. Die Eheschließung scheiterte jedoch. Liszt widmete sich fortan in Rom dem Komponieren und unternahm zahlreiche Konzertreisen. 1865 erhielt er die Weihe zum „Abbé“ (niedere Weihe in der katholischen Kirche) – äußerlich am Abbékleid zu erkennen, das er fortan trug. „Mein Hang zum Katholizismus rührt von meiner Kindheit her und ist ein bleibendes und mich beherrschendes Gefühl geworden“, schrieb er in einem Brief 1863. Es folgten wiederum Jahre des Reisens, bei denen er seine Werke aufführte. Zudem unterrichtete und komponierte er. Liszt widmete sich besonders Werken mit geistlichem Hintergrund. In seinen letzten Lebensjahren litt er unter Herz- und asthmatischen Beschwerden, Schlaflosigkeit, Wasser- und Schwindsucht. Schließlich starb Franz Liszt während der Bayreuther Festspiele, die sein einziges noch lebendes Kind, Cosima, ausrichtete, an einer Lungenentzündung. Er wurde am 3. August 1886 auf dem Bayreuther Stadtfriedhof beigesetzt.

2. Privates

Der Tod seines Vaters, der 1827 auf einer Konzertreise in England verstarb, war für Liszt ein einschneidendes Erlebnis. Zurück in Paris, wo er mit seiner Mutter eine kleine Wohnung bewohnte, zog er sich als Pianist fast völlig aus der Öffentlichkeit zurück. Er begann Klavier und Komposition zu unterrichten, um für seine Mutter sorgen zu können. Der nächste Schicksalsschlag traf ihn, als er Caroline de Saint-Criq, die Tochter des französischen Innenministers, näher kennenlernte und ihm aufgrund des Standesunterschiedes eine Beziehung zu ihr untersagt wurde.

Seine zweite große Liebe, Gräfin Marie d´Agoult, verließ 1835 ihren Mann für Liszt, da sie mit ihm die gemeinsame Tochter Blandine erwartete. Später bekamen sie noch zwei weitere Kinder, Cosima und Daniel. Nach vielen Konflikten zwischen beiden, die vor allem wegen der Untreue des umschwärmten Liszt entstanden, trennte sich das Paar 1843 endgültig.

1847 lernte Liszt auf einer Reise durch Osteuropa die russische Fürstin Carolyne zu Sayn-Wittgenstein, geb. von Iwanowska, seine letzte Lebensgefährtin, kennen. 13 Jahre lebten sie gemeinsam in Weimar. Das Paar wollte sich 1861 in Rom vermählen, doch am Vorabend der Hochzeit wurde dies durch eine päpstliche Intervention verhindert, was die Trennung des Paares zur Folge hatte.

Eine enge Freundschaft verband Liszt mit Richard Wagner, den er bei einer Reise nach Dresden 1844 kennenlernte. Im Jahre 1868 ließ sich seine Tochter Cosima von ihrem Ehemann Hans von Bülow scheiden, um schließlich Richard Wagner zu heiraten, woraufhin Liszt sich von ihr und seinem ehemaligen Freund distanzierte. Obwohl die Freundschaft zwischen den beiden Musikern später in abgeschwächter Form noch einmal aufblühte, blieb das Verhältnis zwischen Vater und Tochter angespannt.

3. Verbindung zu Leipzig

Am 17. März 1840 trat Liszt zum ersten Mal als Pianist im Leipziger Gewandhaus auf. Bei dieser Gelegenheit lernt er Mendelssohn und Schumann kennen. Wegen überhöhter Eintrittspreise kommt es zu Aufsehen in der Öffentlichkeit. Bei einem Konzert, dass Franz Liszt im Februar 1857 dirigierte, trat Hans von Bülow erstmalig in Leipzig auf. Außer einem Duett aus dem „Fliegenden Holländer“ brachte Liszt nur eigene Werke zu Gehör. Brendel, der Chefredakteur der Neuen Zeitschrift für Musik, bezeichnet das Konzert als „epochenmachend“ und „einen Wendepunct bezeichnend in den Annalen des Leipziger Musiklebens.“1

1859 wurde in Leipzig in einer Versammlung der Tonkünstler anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Neuen Zeitschrift für Musik, die von Schumann in Leipzig initiiert worden war, mit Unterstützung Liszts und Brendels der „Allgemeine Deutsche Musikverein“ gegründet. Liszt hatte sich bereits 1835 für die Gründung eines Verbandes von Musikschaffenden ausgesprochen.

Vor allem während seines Wirkens in Weimar setzte sich Liszt für zeitgenössische Komponisten ein, deren Werke zum Teil auch umstritten waren. Er und seine Anhänger präsentierten in Weimar eine Strömung, die sich auf der Versammlung den Namen “Neudeutsche Schule“ gab und sich mit der Gründung des „Neu-Weimar-Vereins“ im November 1854 in der Stadt manifestierte. Die Neue Zeitschrift für Musik, die in Leipzig erschien, stellte das literarische Zentrum der Bewegung dar.

1885 wurde auf Anregung des russischen Komponisten Alexander Silotis und mit Unterstützung Arthur Nikischs und des Pianisten und Liszt-Schülers Martin Krauses der Leipziger Liszt-Verein gegründet, um sein Engagement für die „Neudeutsche Schule“ und ihre Bedeutung für die Weiterentwicklung der Gewandhausprogramme und deren Öffnung gegenüber Werken der Moderne zu würdigen.

Zu Ehren Liszts erklang am 14. Oktober 1886 im Gewandhaus seine Sinfonische Dichtung „Heldenklage“.

 


1  Neue Zeitschrift für Musik, 6.März 1857, Nr.10.

4. Rezeption

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts veränderte sich die Sicht auf und die Bewertung von Liszts Werken deutlich. Man bemühte sich, die Liszt-Rezeption des 19. Jahrhunderts und das Liszt-Bild seiner Zeitgenossen als Klaviervirtuose, die ihn vor allem als Interpret sahen und der als Komponist eine geringere Bedeutung hatte, neu zu bewerten. Man warf ihm, geprägt auch von den Klischees des virtuosen Lebemanns und Frauenheldes, Oberflächlichkeit vor und vor allem Formalästhetiker kritisierten die Programmatik seiner Werke. Dabei wurde sein Spätwerk in der Praxis und in der Kritik stark vernachlässigt. Seine vielen erfolgreichen Konzertreisen führten schließlich dennoch dazu, dass er seit den 1840er Jahren in ganz Europa als erfolgreicher Virtuose bekannt war, in manchen Städten als Star gefeiert wurde. Mit großen Schwierigkeiten bezüglich seines Ansehens sowohl als Komponist als auch als Kapellmeister hatte Liszt dann in Weimar zu kämpfen. Sein unermüdlicher Einsatz, dem künstlerischen Fortschritt einen Weg zu bereiten, stieß in Weimar auf wenig Wohlwollen. Es bildeten sich Gruppen von Liszt-Gegnern, die ihn während der Uraufführung der Oper „Der Barbier von Bagdad“ von Peter Cornelius auszischten und so einen großen Skandal verursachten, der Liszts Rücktritt als Kapellmeister 1858 zur Folge hatte. In den frühen 60er Jahren rückte dann sein Spätwerk wieder in den Fokus und beispielswiese Busoni erkannte seine Bedeutung für die Entwicklung des modernen Klavierspiels. Heute wird ihm vor allem im Zusammenhang mit der „Neudeutschen Schule“ berechtigterweise eine historische Bedeutung für die Musikentwicklung hin zur Moderne zugeschrieben.

5. Werke

Franz Liszts Gesamtwerk ist von großem Umfang. Der Musikwissenschaftler Humphrey Searle fasste es in einem systematischen Verzeichnis zusammen und zählte 703 Werke.

Klavier-/Orgelwerke

Liszt prägte das Spiel und die Komposition für Klavier seinerzeit bedeutend und hat zahlreiche Werke für das Instrument komponiert. Zu den bekanntesten zählen der Liebestraum Nr.3 (1850), La Campanella (1838) und die Ungarischen Rhapsodien (1846-47).

Er komponierte darüber hinaus auch einige Werke für Orgel, beispielsweise Präludium und Fuge über BACH für Orgel (1859).

Lieder und Melodramen

Liszt schrieb über 70 Lieder mit Klavierbegleitung, die in mehreren Bänden erschienen, so zum Beispiel Die Loreley (1843) oder Oh! Quand je dore (1844). Die Melodramen Liszts sind weitergehen unbekannt, eines vertont das Gedicht Der traurige Mönch (1860) von Nikolaus Lenaus.

Orchesterwerke

Zu den wichtigsten Werken für Orchester gehören die Dante-Sinfonie (1857), die Faust-Sinfonie (1857) und ein Zyklus von 12 Sinfonischen Dichtungen.

Geistliche Werke

Liszt komponierte zahlreiche Werke mit religiösem Hintergrund: Messen, Psalmen, Oratorien und auch Klavierwerke, wie zum Beispiel Harmonies poétiques et religieuses (1847):

Hörbeispiele

La Campanella aus Six Grandes Etudes de Paganini (1851)   https://www.youtube.com/watch?v=cIxGUAnj46U
Ungarische Rhapsodie Nr. 2, Piano solo (1847)   https://www.youtube.com/watch?v=_yOSweFsmO0
Ungarische Rhapsodie Nr. 2, Orchester (1857-1860)  https://www.youtube.com/watch?v=uNi-_0kqpdE

6. Quellen und Links

Böhm, Claudius & Staps, Sven-W.: 250 Jahre Leipziger Stadt- und Gewandhausorchester, Leipzig 1993.
Felix, Werner: Franz Liszt, Reclam 1969.
Fischer, Rita: Franz Liszt – Superstar am Konzertflügel, In: Dr. Metzger, Franz (Hg.): Im tödlichen Griff der Inquisition. Ketzer im Mittelalter Ausgestoßen – Verfolgt-Hingerichtet; Augsburg 2011, S. 72-75:
Franz Liszt 1811-1886 – Pianist, Komponist, Dirigent, https://www.dhm.de/lemo/biografie/franz-liszt.
Grunsky, Karl: Franz Liszt, Leipzig 1911.
Kolleritsch, Otto: Bemerkungen zur neuen Liszt-Rezeption, in: Studia Musicologica Academiae Scientiarum Hungaricae 1983, S. 135-143.

Bild
Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/50/FLiszt.jpg;
Franz Hanfstaengl, Public domain, via Wikimedia Commons, commons.wikimedia.org/wiki/File:FLiszt.jpg